In der Früh stehe ich um 6 Uhr auf und werde im Freien gleich von wilden Schreien der ortsansässigen Murmeltiere geweckt. Die Stimmung ist unglaublich schön und das fast komplett alleine!!
Beim Frühstück möchte die Hüttenwirtin mir eine kleine Mastkur verpassen - ich habe nicht einmal annähernd alles essen können, was sie sich für mich vorbereitet hätte. So gehe ich gestärkt (aber nicht überfressen) in den Tag. Beim Plaudern habe ich ihr noch erklärt, wo ich eigentlich hin will und sie gibt mir den SUPER-Tipp, dass ich doch mein Rad einfach den Berg hinter der Hütte (Predigerstuhl) raufschieben soll, von dort könnte man dann bis zum Nöringsattel fast alles auf dem Fahrrad dahinrollen. Auf meine Rückfrage, ob ich denn da überhaupt fahren dürfe die von dieser Tour schon bekannte Reaktion: da fahren alle und es wird sicher auch niemand stören! Also schiebe/trage ich mein Fahrrad wieder ca. 45 Minuten den Berg hinauf.
Oben dann der totale Wahnsinn. Ein sensationeller Ausblick, eine gewaltige, unglaublich ruhige Stimmung und ab dem ersten Vorgipfel bis zum Gipfelkreuz kann man alles super mit dem Rad fahren. Irgendwie absolut verrückt - links geht es ein paar 100 Meter runter, rechts die schönste Almlandschaft und man kann auf einem schönen Schotterweg dahinradeln. Absolut genial!!
Wenn ich auf dem Gipfel nicht länger telefonisch Computerprobleme hätte lösen müssen, wäre das ein unglaublicher Kraftplatz gewesen, an dem selbst ich - der ja eher nicht so esoterisch angehaucht ist - meditiert oder zumindest in Ruhe Kraft geschöpft hätte. Auch so war es schön - und nachdem die Computersachen mehr oder minder gelöst waren - eine unglaublich beeindruckende Erfahrung.
Nach einigen Minuten der Entspannung bin ich dann auf dem Bike auf dem Weg losgerollt. Bald bin ich auf die schönen Almwiesen abgebogen und vom Rad abgestiegen - im Nationalpark will ich einerseits nicht quer über eine Wiese fahren, andererseits ist der Ort so schön, dass man da möglichst langsam unterwegs sein sollte, um alles aufnehmen zu können, was so um einen herum los ist!
Gleich nach dem Gipfelkreuz beginnen sich 2 kleine Bächlein durch die Almfläche zu schlängeln, man hört Murmeltiere und Vögel, auch die Bienen summen in der Höhe noch brav. Nach einer kurzen Zeit komme ich bei der Kaninger Wollitzenhütte an - eine nicht bewirtschaftete Schutzhütte. Wie ich sie gesehen habe, war ich froh am Vortag umgeplant zu haben, sonst hätte ich da alleine, ohne Essen/Trinken übernachten können. Eine nicht so schöne Vorstellung...
Genau beim See beginnt auch eine schöne, grobschottrige Forststraße, wo ich wieder auf mein Rad aufsteige. Nach nur 100m Dahinrollen schrecke ich die ersten Murmeltiere auf: ein ganzer Clan rastet auf dem Weg bzw. in den Almrauschbüschen links und rechts neben dem Weg und beginnt wie verrückt davonzurennen als sie mich bemerken. Ich habe nicht gewusst, dass die Tierchen so schnell laufen können...
Ich war leider nicht schnell genug, alle Mankeis zu fotografieren, aber eines habe ich auf dem Foto unten noch erwischt, bevor es in seinem Bau verschwunden ist... Danach habe ich noch ein paar Jungtiere im Almrausch entdeckt, die dann auch noch laut piepsend davongelaufen sind. Sehr oft scheinen die hier nicht gestört zu werden. Eigentlich unverständlich, die Gegend ist umwerfend, fast paradiesisch!
Ich rolle den langen Weg hinunter bis zur Abzweigung zur Hoisbauernhütte. Dabei begegne ich einem Bauern und einem Forstarbeiter - beide begrüssen mich freundlich, was mich dann doch erstaunt hat, weil unten für die auffahrenden Radler ein Verbotsschild hängt. Offenbar ist das nur dazu da um rechtlich keine Probleme zu bekommen - so wie in anderen Gegenden Österreichs, wo man fast vom Rad geschossen (Jäger) oder vom Weg abgedrängt (ÖBf-Mitarbeiter) wird, ist es hier definitiv nicht. Die Leute sind alle extrem freundlich und hilfsbereit - vielleicht auch, weil eben nicht sehr viele Touristen hier unterwegs sind...
Nach der Einsamkeit AUF den Nockbergen, geht es einsam weiter auf dem Weg vorbei an der Hoisbauern-Hütte bis zum Nöringsattel. Wieder weit und breit keine Menschenseele, nur Kühe stehen jede Menge oft auch mitten auf dem Weg herum und Ameisenhaufen habe ich sowieso noch nie so viele gesehen, wie auf dieser Alpenüberquerung...
Immer leicht bergauf oder bergab mit dem tiefsten Punkt auf 1500m geht es dahin, eine absolut perfekte Anfahrt zum Nöringsattel!! Für die kurze Tragepassage rauf auf den Predigerstuhl wird man mit unglaublichen Ausblicken, einsamer Natur und etlichen eingesparten Höhenmeteren (sonst runter bis Kaning auf 1000m und wieder rauf auf den Nöringsattel bei 1650m) belohnt. Am Nöringsattel wähle ich den Fußweg zum Millstätter-Törl. Man könnte alles von unten weg fahren, wenn man die nächste Einfahrt zur Riegelalm nähme. Mir gefällt es aber so gut, dass ich das kurze Tragestück gerne in Kauf nehme, den Hintern spüre ich ja auch schon ein bisschen, da tut etwas wandern schon gut.
Auch hier wieder - wunderschöne Natur, die ich in absoluter Einsamkeit genießen kann. Seit meinem Start um 8 Uhr in der Früh bis zur Millstätter Hütte habe ich insgesamt nur 2 Menschen getroffen - das sagt alles über die Einsamkeit in dieser Gegend aus. SCHÖN!!
Bald endet die Trage-/Schiebepassage, auf der ich mein Fahrradschloss irgendwo losgeworden bin und der Weg mündet in den Fahrweg zum Millstätter Törl. Ich bin wirklich gut drauf, und radle sehr flott die paar Höhenmeter bis zum Sattel und runter zur Millstätter HÜtte.
Ich genieße endlich ein ausgiebiges Mittagessen und mache mich nach einer längeren Pause wieder auf den Weg. Genau wie ich weiterfahren will, trudeln auch die 3 deutschen Mountainbiker wieder ein, die ich vorher schon ein paar Mal getroffen habe. Sie haben in Kaning übernachtet und haben ein paar Hm mehr als ich zum Millstätter Törl hinter sich. So überwältigende Natureindrücke, wie ich sie am Predigerstuhl und beim Wollitzenhaus hatte, haben sie aber nicht erlebt...
Über 1000Hm vernichte ich am Stück bis hinunter zum Millstättersee. In Döbriach habe ich fast 30 Minuten Pause, weil ich mir ein neues Schloss kaufe - ohne ist es mir einfach zu riskant. Dann weiter auf dem altbekannten, heuer schon gefahrenen Weg auf der Südseite des Millstättersees bis hinauf zum Egelsee.
Wenn ich im Mai da bin, sitze ich meistens alleine am See - heute aber sind richtig Massen unterwegs. Ganze Familien verbringen auf den Holzplätten ihren Tag beim Schwimmen und Relaxen am wunderschönen und gelenksheilenden Egelsee. Ich raste nur kurz und mache mich an die Querung des Drautals um die letzte Bergfahrt für heute in Angriff zu nehmen - hinauf aufs Goldeck.
Bei Oberamlach biege ich auf eine kleine Asphaltstraße ab, die sich immer angenehm ansteigend das Goldeck hinaufwindet. Nach Kleinsass wird aus der Asphaltstraße eine Schotterstraße und die Gegend gleich um einiges liebreizender. Erst in Drußnitz fährt man dann wieder auf Asphalt weiter. Es ist jetzt sehr heiß, ich ziehe alles aus, was nicht unbedingt notwendig ist, um etwas mehr Kühlung zu haben. Relativ erschöpft komme ich beim Sonnenhof vorbei - ein Gasthof, leider ohne Unterkunftsmöglichkeit. Die Wirtin meint, dass ca. 100 Hm weiter unten ein Apartmenthaus ist, wo ich sicher ein Zimmer bekomme - ich will aber erst was essen und trinken und lasse sie das mit dem Zimmer für mich erledigen. Das hat auch gut funktioniert und so habe ich - nach einem ausgiebigen Abendessen - meine Räumlichkeiten (!) im Alpenland bezogen (Aufenthaltsraum, Küche, Bad mit Badewanne, Klo, 2 Schlafzimmer - und das alles für 30€ inkl. super Frühstück).
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