Um 5 Uhr in der Früh stehe ich - ohne Kopfschmerzen aber mit einem mehr als flauem Magen - auf um pünktlich meinen Zug um 6.15 zu erwischen. Es ist kaum was los - auch in meinem Abteil (mit direktem Blick auf mein Rad) bin ich während der ganzen Fahrt alleine.
In Radstadt angekommen dann gleich einmal die große Ernüchterung: es regnet recht ordentlich. Ich mag nicht Stunden warten, ob der Regen aufhört und dann vielleicht doch bei Regen, aber deutlich zu spät, losradeln. So ziehe ich mir meine Regenjacke an und radle los in Richtung Forstau. Glücklicherweise hört es aber bald einmal auf zu regnen und obwohl die Straße noch nass ist, verläuft der Rest des Tages ab der Seitenalm trocken.
In Forstau biege ich dann in die Straße hinauf zur Vögeialm ab. Nach einem kurzen steilen Anstieg und einigen absolvierten Höhenmetern mache ich eine kurze Pause und ziehe mir auch endgültig die Regenjacke wieder aus. Irgendwie passt es nie ganz richtig - es ist relativ kühl - mit Regenjacke zu heiß, ohne etwas zu kalt...
Bei der Vögeialm angekommen, ein zweites Frühstück: Pfefferminztee und ein hausgemachtes Joghurt mit Heidelbeeren - beides sehr lecker UND magenberuhigend... Hinter der Vögeialm geht dann gleich die Auffahrt zur Oberhütte los. Es schaut sehr steil aus, eigentlich sind aber nur die ersten paar Meter wirklich steil, dann ist fast alles super zu fahren, auch wenn man zwischendurch einmal etwas kräftiger in die Pedale treten muss...
Nach gar nicht so langer Zeit komme ich schließlich bei der Oberhütte an. Auf dem eingebauten Kachelofen trockne ich meine angeschwitzten Sachen, bald nach mir trudeln noch ein paar andere wetterfeste Mountainbiker ein. Die fahren aber wieder zurück nach Forstau. Noch ein Tee zur Magenberuhigung, eine Nudelsuppe und ein Cola, dann noch kurz auf die Bank gelegt und gedöst, bis die Wäsche halbwegs trocken war. Dann weiter in Richtung Weißpriachtal.
Ab dem Oberhüttensee beginnt dann die ca. 30 minütige Schiebepassage. Bergab kann man auf dem Wanderweg nicht fahren (ich zumindest nicht) und muss so das Bike durch die wunderschöne Landschaft schieben.
Irgendwann mündet der Wanderweg dann in eine schöne Forststraße, auf der man dann flott hinunter ins Weißpriachtal saust. Bei der Ausfahrt aus dem Wald sehe ich, dass für die Auffahrt Mountainbiken verboten ist - was für ein Glück, dass ich von oben gekommen bin, da ist nirgends irgendein Verbotsschild gestanden... Ganz so schlimm kann es aber nicht sein - mir kommt ein Biker entgegen und die Bauern, die ich am Weg treffe haben mich auch freundlich gegrüsst.
Im Weißpriachtal folgt man dann dem wunderschönen Bach/Fluss und fühlt sich irgendwie in einen Abenteuerfilm in der kanadischen Wildnis versetzt. Im glasklaren Wasser des Baches sieht man schön die Fische stehen, manchmal auch gleich eine ganze Kuh, die das Bad im herrlichen Wasser auch genießt.
Das Wetter wird von Minute zu Minute besser - wieder einmal ist der Süden wettermäßig klar bevorzugt. In Pichl bei Mariapfarr bleibe ich zum x-ten Mal kurz stehen um von Regenjacke auf ohne zu wechseln - netterweise dampft dann gleich eine alte Lok vorbei!
In St.Margarethen radle ich bis zum Beginn der Auffahrt zur Bonner Hütte. Dort wieder eine kurze Trink und Esspause und dann immer den Leißnitzbach entlang bergauf. Eine freudige Überraschung gleich zu Beginn - Radfahrer sind vom Fahrverbot ausdrücklich AUSGENOMMEN - auch das gibt es in Österreich!!! Die Auffahrt ist sehr schön, manchmal steil und rutschig und insgesamt sehr einsam. Auf der ganzen Strecke bis knapp vor der Bonner Hütte habe ich nicht ein einziges anderes menschliches Wesen gesehen. Da es in diesem Gebiet auch ab und zu einen Bären geben soll, ist manchmal das Gefühl doch etwas mulmig. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt so komplett alleine irgendwo im Wald zu stehen. Einmal verpasse ich die richtige Abzweigung und mache ein paar unangenehme Höhenmeter zuviel. Bald bin ich wieder am richtigen Weg und schiebe mein Rad großteils den Berg hinauf.
Spätestens ab der Esseralm ist alles wieder super fahrbar und ein wunderschöner Abschnitt der Etappe beginnt. An der Alm vorbei kommt man bald zu einem schönen Hochmoor, wo unzählige Bretter ausgelegt wurden, damit man trockenen Fusses und ohne die empfindliche Vegetation zu zerstören weiterkommt.
Nach mittlerweile mehr als 2000 Höhenmetern radle ich auf die Bonner Hütte zu, auf der ich eigentlich übernachten wollte. Daraus wird aber nichts, weil die HÜtte knackevoll ist - mit lauter Touristen aus unserem nördlichen Nachbarland, die alle mit dem Auto zur Hütte hinaufgekarrt (worden) sind. Ziemlich frustriert und erschöpft diskutiere ich mit der Hüttenwirtin, die mich immer wieder nach Rennweg runter schicken will. Erst nachdem ihr klar wird, dass ich da definitiv nicht hinwill, weil ich ja auf die andere Seite des Berges nach Bundschuh runter muss, organisiert sie für mich eine Übernachtungsmöglichkeit auf der Laussnitzerhütte. Ich bin relativ ko und nicht begeistert, weil ich zuerst über 100 Höhmeter runter muss, dann 150 HM rauf, wieder 150 runter und schließlich die sehr steile Auffahrt zur Laussnitzerhütte. Es ist sehr rutschig und der Untergrund oft kaum befahrbar, deshalb schiebe ich mein Rad auch großteils. Oben angekommen bin ich dann aber richtig glücklich: eine tolle Alm mit einer sehr netten Wirtsfamilie (vom Opa bis zum Enkerl waren alle da!), eine eigene Käseproduktion, ein bequemes Bett in einem netten Raum, eine Dusche mit Warmwasser, und meine gewaschene Wäsche wird auch gleich über dem mit Holz befeuerten Ofen getrocknet.
Dazu noch ein sehr gutes Abendessen und ein üppiges Frühstück - ganz sicher eine absolute Empfehlung!! Dazu ist der Blick weit schöner als von der Bonner Hütte und Halbschuhtouristen findet man hier auch keine!! Bei einem gemütlichen Abendessen mit der Wirtsfamilie in ihrer Stube, gibt mir auch das Familienoberhaupt (Opa) den Tipp, wie ich am nächsten Tag am besten weiter nach Bundschuh runterfahre. Der normale Weg ist durch den Regen so gatschig, dass an ein Fahren nicht zu denken ist. So empfiehlt er mir den Weg hinter der Hütte zu nehmen bis er mitten im Wald aufhört (durch ein Holzgatter versperrt). Dort dann wild durch den Wald 40 Meter runter und ich sollte dann auf eine Forststraße treffen. Auf meine Rückfrage, ob ich dort auch fahren darf - in Österreich ist das ja eher öfter der Fall - lachen alle am Tisch nur. Ein Großteil des Grundes gehört ihnen - auch auf die Rückfrage, ob ich mir da nicht den Zorn von ein paar Jägern zuziehe, lachen wieder alle und meinen ich soll da runterfahren!
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