Mittwoch, 14. Juni 2017

Rund ums Tennengebirge

Um 7:29 geht es mit der S-Bahn von Salzburg nach Tenneck. Der Track und die Wegbeschreibung empfehlen eine Auffahrt direkt von Tenneckt rauf zur Straße, die zur Eisriesenwelt führt. Es geht im Wald auf einem gut fahrbaren Schotterweg gleich einmal richtig knackig bergauf. Der Ausblick auf die Festung in Werfen ist überwältigend - ich bin nur ziemlich überrascht als ich feststelle, dass die ersten - wirklich harten - 150-200 Hm vollkommen umsonst waren, weil man alles wieder runterfährt und erst dann die Auffahrt wirklich startet. 




Als ich von dem Weg durch den Wald raus auf die Asphaltstraße rauf zur Eisriesenwelt komme, treffe ich auf Forstarbeiter, die mich ganz erstaunt fragen, ob ich mich irgendwie verirrt habe. Ich verstehe ihre Frage, weil der kleine Weg im Wald nur rad-tragenderweise zu bewältigen war und für eine so lange Biketour als Einstieg eher nicht so empfehlenswert ist.


Auf der steilen Asphaltstraße komme ich ganz gut voran, ich versuche nicht zu schnell zu fahren - der Tag ist ja noch lang und ich habe ja weit mehr als 2000Hm vor mir - da sollte man sich ein paar Körner aufheben. Trotzdem bin ich recht bald oben beim Parkplatz 2 und der Einmündung in den Weg rüber zur Mahdegg-Alm Leider ist der gesperrt. Zuerst ignoriere ich das Verbot, als dann aber ein zweites Schild steht mit 'Achtung Sprengung - Lebensgefahr' drehe ich schweren Herzens doch um und fahre fast 600Hm wieder runter bis zur Autobahn.Bei der Abfahrt treffe ich die Forstarbeiter wieder und sie bestätigen mir, dass der Weg momentan wirklich nicht begeh- oder fahrbar ist, weil gesprengt wird.


Vorbei am Gasthof Zaismann geht es unter der Autobahn durch und dann gleich wieder links zurück in Richtung Berg und wieder unter der Autobahn durch. Gleich einmal danach kommt dann - wie man untern gut sehen kann - ein Forststraßen-Schild. Ich überlege, was ich tun soll. Ich habe 600Hm sinnlos absolviert und bin später dran als geplant, deshalb will ich nicht auch noch weiter nach Pfarrwerfen radeln. So beschließe ich auf der Forststraße mein Rad zu tragen bzw. schieben, damit sich niemand beschweren kann. Bald biege ich von der Forststraße auf einen kleinen Weg im Wald ab, wo ohnehin nur mehr getragen werden kann.



Vor Schlaming komme ich aus dem Wald heraus, schiebe mein Rad über eine Wiese, schleiche mich durch den Garten eines mit seinem Kärcher beschäftigten älteren Mannes und komme schließlich auf der schönen kleinen Asphaltstraße heraus, auf der ich in Richtung Mahdegg-Alm bergwärts radle. Die Auffahrt ist sehr schön, zwar Asphalt aber kein Mensch weit und breit.



Bei einer Abzweigung entscheide ich mich dann rechts über Rain und nicht links über Obereben zu fahren. Landschaftlich sehr schön - wie man am Bild unten sieht - waren relativ viele Absperrungen zu überqueren, weil etliche Schafherden hier gehalten werden. Wahrscheinlich wäre die Auffahrt 'linksherum' gescheiter gewesen.




Ich beschließe dann, die Mahdegg-Alm auszulassen, weil es nur zusätzliche Hm gewesen wären, die mich nicht wirklich weiter gebracht hätten. So geht es oft auf dem Rad, teilweise schiebend auf einem landschaftlich sehr reizvollen Weg hinüber zum Samerhof und vorbei am Zistelberghof nach Werfenweng. Eigentlich hätte ich im Zistelberghof den ersten Zwischenstopp eingeplant, um mein Skikursquartier auch im Sommer einmal zu besuchen, aber weil ich schon so viel Zeit verloren habe, entscheide ich mich für die kürzere Pause beim Adeg in Werfenweng.




Zistelberghof
Beim Adeg kaufe ich fast 4 Liter Wasser und Getränke und eine ordentliche Jause ein. Einiges esse und trinke ich gleich, der Rest wird eingepackt - ich werde ja heute noch öfter was zum Essen oder Trinken brauchen. In Werfenweng folge ich dem Track bis zur Auffahrt zur Strussing Alm. Dort bin ich im Winter schon öfter runtergerodelt - im Sommer scheint da das Mountainbiken aber verboten zu sein. Ich rolle wieder runter zur Talstation der Gondel und befrage eine Liftangestellt. Sie meint, dass man da trotzdem fahren könnte und das viele auch tun, erklärt mir aber auch, dass es eine Alternativroute über Leinweingut und Hundsdorfalm gibt, wo Biken definitiv erlaubt ist. Ich überlege länger und wähle dann die 'legale' Route.


Bikevereinbarung beim Start zur Auffahrt in Richtung Strussing Alm, Anton Proksch Haus
Gleich zu Beginn geht es richtig schön steil den Berg hinauf, sehr bald wird es aber deutlich flacher und man kann eigentlich recht flott bis rauf zur Strussingalm biken. Es ist immer noch bewölkt und deutlich kühler als ich das vorher gedacht hätte. Längere Pausen - ohne sich was drüberzuziehen wären nicht möglich gewesen - so habe ich gleich gar keine gemacht und bin bis zum Anton Proksch Haus und weiter durchgeradelt (nur einmal bin ich falsch abgebogen, da habe ich die Karte und den Track studieren müssen.).




Nette Wegbeschreibung: Strussing für Gebirgsgämsen...






Hinter dem Anton Proksch Haus bin ich dann wieder auf dem Track zurück, den ich ursprünglich fahren wollte. Es wird steil und ich muss kurz absteigen und schieben, weil mir der Hinterreifen durchgedreht hat. Landschaftlich wunderschön und mittlerweile komplett alleine schiebe ich mein Rad großteils auf dem Salzburger Almenweg bis zum Joch.







Auf dem einladenden Sitz habe ich wieder eine kurze Pause gemacht und gegessen und getrunken. Dann die Riesenenttäuschung, dass Biken hinunter nach Lammertal offenbar verboten ist. Ich kann meine Umrundung aber schlecht abbrechen also beschließe ich mein Rad abwärts zu schieben. Relativ bald halte ich das aber nicht mehr durch - der Weg ist ein PERFEKTER MTB-Trail auf dem man richtig flowig den Berg runterrollen kann. Ich habe ein schlechtes Gewissen, begegnet ist mir aber niemand und der Weg war wirklich DER perfekte Trail zum Fahren und landschaftlich sowieso das absolute Highlight des Tages!! Falls das jemand nachfährt - muss jeder selber wissen, ob er das mit seinem Gewissen vereinbaren kann da runterzubiken. Eine tolle Erfahrung ist es allemal - egal ob schiebend oder fahrend!













Der Trail


Tennengebirgs-Panorama




Auf diesem Weg fahre ich durch den ehemaligen Truppenübungsplatz des österr. Bundesheeres. Der DurchGANG ist auf dem Weg erlaubt, sofern nicht gerade scharf geschossen wird. Das ist heute nicht so - also ist das einzige Lebewesen, das mir da begegnet ein MTB, der den Weg raufradelt, wo ich gerade runtercruise.




Landschaftlich ist die Fahrt von der Aualm runter nach Lammertal ein absoluter Traum -  das sollte jeder einmal gesehen haben! Ich überlege, ob ich etwas Zeit gutmachen soll, indem ich die Lammer entlang nach Annaberg rolle, Es gibt da einen eingezeichneten Radweg und die Lammer entlang zu rollen würde mich reizen, aber das Wetter ist jetzt richtig schön geworden und die Beine fühlen sich noch gut an, also biege ich link ab und radle auf einer Forststraße der ÖBf, auf der kein MTB-Verbotsschild hängt, rauf in Richtung Krailmoos. Die Auffahrt ist super - immer angenehm von der Steilheit und landschaftlich auch recht ansprechend.



Laut Trackbeschreibung muss man dann auf dem kleinen Weg runter nach Annaberg im Wald das Rad ca. 50m schieben. Ich habe bei der Stelle, wo ich rechts nach unten abzweigen hätte müssen den Weg nicht gefunden, weil da Bagger so eine 'Sauerei' angerichtet haben, dass kein Weg zu erkennen war und ich gerade weiter bin. So bin ich einem Weg bis zu einem Hochsitz gefolgt, der eigentlich keiner war (da werden nur die Jäger regelmäßig marschieren...). Ab dort habe ich mich dann 150Hm im teils sehr steilen Gelände im Wald nach unten gekämpft. Wenn mir da was passiert wäre, hätte mich wahrscheinlich lange keiner gefunden - da war ich ziemlich weit Weg von Weg und Mensch...
Irgendwann habe ich dann den Weg im Wald doch entdeckt (mein GPS hat mir eh genau gezeigt, wo ich hinmuss - das war wegen der Steilheit des Geländes aber gar nicht so leicht möglich. Den durchaus ansprechenden Trail bin ich dann bis Annaberg runtergezirkelt, wobei ich 1x absteigen musste um nicht über einen großen Stein drüberzusegeln.



In Annaberg würde der Weg weiter über Quehenberg und Bachlahn nach Abtenau führen. Ich beschließe jetzt aber doch etwas abzukürzen. Es ist schon 16.15 Uhr - meine Beine fühlen sich zwar noch großartig an, aber wenn ich da wieder 1-2 Stunden bis Abtenau brauche, wird es ziemlich spät für die Rückfahrt nach Salzburg. Die Entscheidung war aber eine gute. Anfangs noch ein Stück auf der relativ viel befahrenen Hauptstraße biege ich knapp nach Salfelden (!) rechts in ein kleines Sträßchen ein, das immer der Lammer entlang und bergab bis nach Lammerer führt.



Dort dann wieder auf die große Straße (Romantikstraße) und mit einigen Höhenmetern rauf nach Abtenau. Dabei überhole ich einen älteren Radler, der sein Rad neben der Straße bergauf schiebt.


In Abtenau dann runter zum Heimatmuseum bzw. Aumühle und auf den wunderschönen Weg über Strubberg und Klausgraben nach Winklau. Leider habe ich in meinem Übermut in Abtenau meine Trinkvorräte nicht wieder aufgefüllt, sodass ich mittlerweile nichts mehr zu trinken habe... Landschaftlich ist dieser Weg sehr, sehr reizvoll und auch bestens fürs Biken geeignet. Auch hier habe ich niemanden getroffen und war komplett alleine unterwegs.




Abfahrt von Winklau - Blick hinunter nach Scheffau
Bei der Brücke über die Lammer, wo ich zurück auf die Hauptstraße komme, treffe ich wieder auf den Biker von vorher. Er ist die ganze Lammertalstraße von Abtenau bis hierher runtergerollt. Mir tut er da fast leid - er wirkt erstens total fertig und zweitens ist ihm die wunderschöne Landschaft entgangen, die ich auf meinem Weg erleben durfte. Noch größer ist meine Überraschung als er dann nicht auf den super Radweg einbiegt, der immer pfeilgerade und bergab der Lammer folgt, sondern auf der Hauptstraße mit deutlich mehr bergauf/bergab dahinradelt.




Der Radweg ist ein Traum, teils feiner Schotter teils Asphalt und die Lammer strahlt immer wieder in kräftigem Grün durch die Bäume - fantastisch. Bei einem Badesee wird mein Durst dann zu groß und ich biege schnell ab, um mir dort was zum Trinken zu kaufen. Der See ist - wie man unten sieht - wunderschön und auch die Gastwirtschaft ist recht einladend mit einer sehr, sehr netten Bedienung. Ich habe leider keine Zeit Baden zu gehen, obwohl es sehr reizvoll ausschauen würde. Nach einem Almdudler und einer frisch aufgefüllten Wasserflasche starte ich in die letzten Kilometer bis Golling.


Knapp vor Golling trifft der Radweg dann auf die Hauptstraße und geht bis in den Ort hinein neben der Straße. Genau da treffe ich wieder auf den Radler von vorher, der schon ziemlich abgekämpft dreinschaut und offensichtlich wirklich die ganze Strecke auf der stark befahrenen Hauptstraße geradelt ist. Ich kann das einfach nicht verstehen und denke mir ehrlich gesagt, dass er ein ziemlicher Volltr.... sein muss. Schöner als auf dem Radweg geht es kaum und man hat weniger Hm als auf der Hauptstraße. Wer das nicht nutzt, ist wirklich selbst schuld.


In Golling überlege ich noch kurz, ob ich nicht doch noch nach Salzburg zurückradeln soll, weil ich mich eigentlich noch recht fit fühle, aber als ich sehe, dass der nächste Zug in 5min fährt, beschließe ich, es für heute gut sein zu lassen und dafür den Abend zuhause im Garten noch gemütlich ausklingen zu lassen.



Ca. 9h am Rad, 75km, ca. 2400Hm - eine Superrunde, die aber noch optimierbar ist!!
Ich stelle den Track, den ich gefahren bin unten rein - möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Start so nicht empfehlenswert ist - ich würde da über Pfarrwerfen zum Zistelberghof fahren oder von Tenneck, Schlaming zum Samerhof - so ähnlich wie ich es dann gemacht habe nur linksherum. Die Abfahrt nach Lammertal ist ein Wahnsinn, dort steht aber ein Verbotsschild - da muss auch jeder selber wissen, ob er da fahren will oder nicht...





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