Montag, 12. Juli 2010

Trans Alp 2010: Tag 3: Roncobello - Croce di Marone


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Morgenstimmung in Roncobello - Blick aus dem Fenster beim Frühstück


In der Früh geht es Jakob's Hintern noch immer nicht viel besser, weil wir gestern Abend keine Salbe mehr bekommen haben. Ich mache mir immer ernstere Sorgen, wie er so weiterfahren soll. Jakob nimmt alles relativ gelassen und so radlen wir ziemlich früh los in einem wunderschönen Tal, in dem irgendwie die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.








Es gibt noch kleine Kramerläden, richtige Dorfgemeinschaften - die Orte schauen teilweise aus wie aus dem Bilderbuch. So geht es auf einer angenehm steilen, kaum befahrenen Asphaltstraße bis zu den Baite di Mezzeno (letztes kurzes Stück rumpliger Schotter).



Ab dort noch ein kurzes Fahrstück und dann heißt es wieder einmal Schieben.







So nähern wir uns dem Passo Branchino zu Fuß, anstrengungsmäßig aber kein Vergleich mit dem vorigen Tag. Je näher man dem Pass kommt, umso angenehmer wird es und man kann auch immer wieder Abschnitte fahren.







Nach dem Pass hinunter zum Rif. Alpe Corte.
Zitat Achim Zahm:
"...nach dem Branchinopass folgt eine fahrtechnisch anspruchsvolle Trail-Abfahrt zur schönen Hütte Alpe Corte. Die Versorgungsstraße der Alpenvereinshütte ist sehr steil, gleicht stellenweise dem Bett eines Wildbaches..."


Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Ich habe mich nur wirklich sehr gewundert, dass im hintersten Winkel fast am Pass oben eine Alm war, vor der ein normales SUV gestanden ist. Es waren teilweise so große Stufen in den Weg gebaut, dass es mir ein Rätsel ist, wie man da mit dem Auto überhaupt rauf kommt. Oft kann das Gefährt das aber nicht aushalten - der Weg von ganz oben bis Valcanale ist wirklich nur etwas für Downhill-Freaks.

In Ponte delle Seghe sind wir dann nicht der Tour von Achim Zahm gefolgt. Einerseits haben wir dringend eine Aphotheke für Jakobs hintern gebraucht und sowas findet man am Berg nur schwer, andereseits waren wir einiges hinter dem Zeitplan und so haben wir uns gedacht, dass eine kleine Abkürzung nicht schaden kann... (womit wir sicher richtig gelegen sind!).
So haben wir es bis Villa d'Ogna rollen lassen - die Apotheke war leider geschlossen.





Also wir weiter bis Clusone, wo wir wieder einmal ein supergünstiges Menü zu Mittag gegessen haben (3 Gänge um 11€!!). Dann sind wir bis nach Lovere am Iseosee weitergerollt. Dort wollten wir eigenltich bis Riva di Solto weiterfahren, um von dort die Fähre nach Marone zu nehmen. Glücklicherweise haben wir noch in Lovere einen Einheimischen gefragt, der uns gesagt hat, dass keine Fähre mehr geht (außerdem hat es ziemlich zu stürmen begonnen, das wäre auf dem großen See auch nicht so lustig gewesen). In Lovere haben wir dann endlich eine Apotheke gefunden. Beim Gang in die Apotheke hat es zu regnen begonnen, ich habe mich drinnen ordentlich geniert, weil ich doch schon etwas nach 3 Tage Biken gerochen habe... Schlussendlich haben wir so eine Art Babycreme mit Zink und Lanolin bekommen, die wir uns dann gleich vor der Apotheke an die passenden Stellen geschmiert haben, was so manche Passantin recht interessant gefunden hat (Jakob hat da wirklich eine gute Show abgeliefert - unfreiwillig ;-)). Wir waren anfangs mehr als skeptisch, das Zeug hat aber Wunder gewirkt und Jakob die nächsten Tage das Biken halbwegs erträglich gemacht.
Als der kurze Regen vorbei war, sind wir dann weiter auf der Seeuferstraße bis Marone. Die kann man nur jedem Biker, Skater oder Fussgänger empfehlen - die Autos fahren nämlich weit weg durch einen Tunnel und man genießt immer wieder schöne Ausblicke auf den See und auf die Rieseninsel (Monte Isola), die mehr als 350 Meter aus dem Iseosee aufragt.









Angeblich ist das die größte Binneninsel in Europa, schön ist sie auf jeden Fall anzuschauen.
In Marone hat uns dann doch ein bisschen der Ehrgeiz gepackt und wir wollten uns einen kleinen Vorsprung zur Zahmschen Planung herausfahren. Also sind wir noch zum Croce di Marone hochgeradelt (1000Hm...). Es ist schnell wieder sehr heiß geworden und das schlechte Wetter von vorher war wie weggeblasen.








Die Auffahrt zum Croce erfolgt immer auf einer kleinen, kaum befahrenen Asphaltstraße. Nur einmal ist es gefährlich geworden, als uns ein junger Verrückter auf seinem Quad überholt hat. Der war so schnell unterwegs, dass er in allen leichten Kurven seitlich gedriftet ist. Ich hoffe, dass er das noch lange so noch machen wird können (ohne Crash!!).
Irgendwann ist die Auffahrt ziemlich mühsam geworden - wir waren ja auch schon lange unterwegs und die 2000Hm Marke war auch schon länger hinter uns. Da hat uns unser Retter in Form von Michele eingeholt. Michele ist ein Bauer, der kurz unter dem Croce di Marone seinen Hof hat und mit einem Art Kipper, mit Allradantrieb, zwei Sitzplätzen und einer Ladefläche hinten zu seinem Hof hochgetuckert ist. Wir haben ihn aufgehalten, und nachdem wir ganz mitleidig dreingeschaut haben, hat er uns dann mitgenommen (Räder hinten drauf, Jakob vorne in den Kipper, ich neben Michele). Das Ding hat einen ziemlichen Lärm gemacht, ich habe mit der rechten Hand die Räder festgehalten, damit sie nicht hinten runterrutschen und mit der anderen mich, damit es mich nicht bei der nächsten Bodenwelle vom Gefährt haut. So sind wir - mit einem superbreiten Grinsen im Gesicht - ca. 20 Minuten bergaufgefahren worden(!!!), bis knapp unterhalb des Croce.




DANKE noch einmal Michele!!! Wir wären so auch irgendwie raufgekommen, aber dieses kurze Stück hat uns moralisch einfach einen richtigen Boost gegeben.

Am Croce angekommen, hat uns die Wirtin dann verkündet, dass sie kein Quartier für uns hat. Sie meinte wir sollten noch 200 Hm (in die falsche Richtung!!) weiterradeln, dort gäbe es sicher Zimmer. Wir haben uns einfach hingesetzt und was zum Essen bestellt und sehr sehr mitgenommen dreingeschaut. Irgendwann hat sie sich dann erbarmt und uns doch ein Zimmer gegeben. Das Problem war ziemlich einfach -im ersten Stock hat es ein Problem mit dem Wasser gegeben, das dort nur aus der Leitung getröpfelt ist. War für uns kein großes Problem - wir haben einfach eine Komplettwäsche im Erdgeschoß (vor dem Klo) durchgeführt mit Waschlappen und allem, was ein Alpencrosser so alles an Toillettsachen mithat.
Dann haben wir wieder einmal fürstlich gespeist, wobei das Fleisch dann doch ein bisschen des guten zu viel war (4 Riesen-Stücke pro Mann - waren nach den Primi Piatti nicht essbar). Dafür hat sich jeder von uns einen Liter Rotwein reingestellt - war lustig und wir haben in den knarrenden Betten super geschlafen.








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