Montag, 12. Juli 2010

Trans Alp 2010: Tag 2: Introbio - Roncobello


Radroute 618171 - powered by Bikemap 


Nach einem typisch italienischem Frühstück (Weißbrot, Croissants mit Zuckerguß...) beginnt unser 2. Tag bei Super-Wetter mit dem Aufstieg zum Bocca di Biandino.


Es erwarten uns 1000Hm zum Teil sehr steil - fast durchgängig betonierte Piste bis zum Rifugio. Leider sind auch ziemlich viele Autos unterwegs, zumeist Jeeps, die Touristen auf die Almen im Hochtal karren. Ein paar italienische MTB-Freaks waren auch unterwegs, mit sauteuren Carbonbikes und oft sogar ohne Wasserflasche, dafür mit einem Höllentempo. Die haben aber alle beim Rifugio umgedreht, bei uns ist es da erst richtig losgegangen....


Beim Rifugio haben wir gleich einmal die Abzweigung versäumt (eigentlich war alles perfekt angeschrieben.. naja, der Ehrgeiz hat uns vorbeigetrieben...).



So sind wir im schönen Hochtal gleich weitergeradelt, bis zu einem abgesperrten Gebäudekomplex, der irgendwie ein bisschen gespentisch ausgesehen hat. Dort dann - nach Kartenstudium - die Erkenntnis, dass wir 200 unangenehme HM umsonst gestrampelt sind.

Also zurück zum Rifugio und richtig abgebogen. Dort haben wir dann offensichtlich die Beschreibung unserer GURUS Achim Zahm nicht ganz richtig gelesen.
Zitat Achim Zahm:
Der Weg aus dem Val Biandino zum Passo del Camisolo ist gelb markiert und führt zu Beginn durch einen felsdurchsetzten steilen Waldhang empor. Mit Fahrrad ein beschwerlicher Gang. Während ich darüber nachdenke, ob man diesen Steigabschnitt anderen Mountainbikern zumuten kann, vernehme ich ein leises "duck, duck, duck". Wie von Geisterhand geschoben und gezogen fährt ein Almbub mit Rucksack und Hut auf einem Motorrad an mir vorbei.... Am Rifugio Pio X. die zur Pfarrei von Lecco gehört und nicht allgemein zugänglich ist, sind meine Zweifel schon verflogen. "Es sind ja nur 150 Höhenmeter, und was Motorradfahrer schaffen, müssen Mountainbiker allemal bewältigen", denke ich mir. Immer den Spuren des Almbub folgend marschiere ich auf einer alten Militärstraße zum Übergang zur Grassihütte.

Naja, wir haben das fälschlicherweise so interpretiert, dass wir die Bikes nur 150HM schieben/tragen müssen.

Es waren tatsächlich knapp über 500Hm. Dafür war die kurze Abfahrt zum Rifugio Grassi ein Genuss. Etliche Wanderer haben uns ungläubig gefragt, wo wir eigentlich mit den Bikes hinwollen - bei unserer Antwort Rifugio Grassi und dann Passo del Toro, haben absolut alle ziemlich ungläubig geschaut... Später war uns dann klar wieso.





Am Rifugio haben wir nach ausgiebigen Mittagessen (sehr lecker - Bedienung auch sehr nett!!) und kurzer Pause die Querung über Passo del Toro, Passo del Cedrino ins Valtorta in Angriff genommen


- in der Annahme, dass wir öfter auf unseren Bikes unterwegs sein werden - siehe Achim Zahm:

Zitat Achim Zahm:
...das Teilstück der Alta Via della Valsassina in die Valtorta. An diesem landschaftlich sehr reizvollem, am Zucco del Corvo auch atemberaubenden Weg werden nur technisch versierte Mountainbiker auf dem Bike Freude haben. Zu Beginn müssen aber auch diese eine Viertelstunde schieben. Wie der Almbub mit seiner Maschine den kurzen Felssteg am Passo del Toro gemeister hat, ist mir ein Rätsel. Reifenspuren vor und nach der Schlüsselstelle bewiesen aber, dass er sie gemacht haben muss.


Was heißt das im Klartext: ich bin am Anfang 4 Minuten am Bike unterwegs gewesen, ab dort - bis zum Passo del Cedrino hieß es "Wer sein Bike liebt, der schiebt!".
Der Satz, dass nur technisch versierte Mountainbiker auf dem Bike Freude haben werden, wurde bei uns zum Running Gag - Ab da haben wir Achim Zahms Diktion dann richtig verstanden bzw. interpretiert. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand -ausser vielleicht ein Rad-Trial Fahrer - längere Passagen dieses Weges am Bike absolviert. Wir haben unsere Räder immer wieder über Felsen gehoben (rauf und runter) und auch bergab - notgedrungenermaßen - alles geschoben. Ein paar Mal haben wir daran gedacht, ein paar Tage am Rifugio Grassi zu bleiben, um vielleicht so einen technisch versierten Mountainbiker zu treffen, der das alles fährt...
Landschaftlich war es - Danke Achim!! - ein Traum - biketechnisch eher ein Alptraum (bergab schieben ist nicht wirklich mein Ding...).













Irgendwann sind wir dann auf einen fahrbaren Weg gekommen.



Von dort dann im Sausetempo ins Valtorta und bis Piazza Brembana - die Bremsen haben geglüht und die Qualen von vorher waren schnell vergessen.





Jakobs Hintern hat zu diesem Zeitpunkt auch schon geglüht - am Abend haben wir dann einen richtigen Pavianhintern diagnostiziert (Foto davon nur auf Anfrage...). Ab diesem Zeitpunkt hieß Jakob bei mir nur mehr BAJ oder kurz BA (=Burning Ass Jackson). Eigentlich war es ein Wunder, dass Jakob es geschafft hat, mit so einem schmerzhaften Hinterteil weiterzuradeln.

Am tiefsten Punkt in Lenna sieht man dann schon eine kleine Kapelle, die in Bordogna am Beginn des Val Secca steht. Irgendwie war das aber ein bisschen demotivierend...



Dann geht es eigentlich doch ganz gut weiter auf kleinen Strassen mit wenig Verkehr ins Val Secca. Wir strampeln noch bis Roncobello ordentlich bergauf.



Als uns das Wasser ausgeht und irgendwie auch die Lust, steht genau an der Straße das Rifugio del Drago. Kurz gefragt und schon haben wir unser nächstes Quartier organisiert gehabt. Die Leute waren superfreundlich - das Essen war auch wieder sehr gut (Menü!) und sehr günstig. Außerdem gab es einen Fernseher und so haben wir uns das WM-Finale anschauen können - auch nicht schlecht...

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